#1 – Parallelen

Was junge Menschen von Startups fürs eigene Leben lernen können

Post-Inhalt:

I. Worum gehts hier eigentlich?

II. Ratgeber, Übungsplatz und Selbsttest

III. Annahmen und Definitionen

IV. Parallele Nr. 1 – Gut = Skillset

I. Worum gehts hier eigentlich?

Zwischen der Startup-Welt und der Welt junger Menschen, die auf der Suche nach dem richtigen Beruf oder gar ihrer Berufung sind, gibt es mehr Parallelen als zunächst erwartet. Ich glaube, dass wir unsere Chancen auf eine erfolgreiche Berufswahl und Karriereentwicklung, mit der wir langfristig zufrieden sein werden, genau so systematisch erhöhen können, wie Startups ihre Chancen auf einen erfolgreichen Product Launch verbessern können. Dafür müssen wir bestimmte Prinzipien befolgen und Methodologien anwenden.

Eric Ries‘ Buch The Lean Startup hat der Geschäftswelt eine zeitgemäße Management-Methodologie gegeben, die dringend notwendig war. Alte Management-Theorien eignen sich vielleicht noch für große und etablierte Unternehmen, deren Geschäftsmodelle stabil und vorhersagbar sind. Startups dagegen haben andere Herausforderungen. Sie werden von Eric Ries wie folgt definiert:

„a human institution designed to create a new product or service under conditions of extreme uncertainty“

Die technologischen Möglichkeiten haben sich stark zum Positiven für Startup-Gründer entwickelt. So gut wie alles, was man sich vorstellen kann, kann gebaut werden. Heutzutage ist es viel wichtiger sich zu Fragen, ob ein neues Produkt oder Dienstleistung überhaupt gebaut werden soll (Ash Maurya). Mit genügend Aufwand kann jede App aber auch fast jedes Gadget entwickelt und vertrieben werden. Ob es am Ende gekauft wird, ist eine andere Frage und im Lean Startup gilt es diese Frage zu klären, bevor man überhaupt etwas zu bauen anfängt.

Lean Startup bietet eine einheitliche, wissenschaftliche Methodologie zur Gründung von Unternehmen sowie Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen bekommen. Diese Methodologie brauchen wir, weil die Märkte sich immer schneller entwickeln, Produktzyklen immer kürzer werden und die Zukunft damit zunehmend ungewisser wird.

Das Gleiche gilt auch für junge Menschen, die auf der Suche nach ihrem zukünftigen Beruf sind. Dank der „Supercomputer mit Highspeed-Direktzugang zur gesamten Weisheit der Menschheit“ in unseren Hosentaschen (Pro-Tipp: du benutzt es wahrscheinlich, um zu viel Zeit auf Social Media zu verschwenden) können wir so gut wie alles lernen – vorausgesetzt man investiert genug Zeit und Energie. Uns stehen bis vor Kurzem noch undenkbare Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung zur Verfügung.

Genau das ist aber auch das Problem für so viele von uns. Wer die Wahl hat, hat eben die Qual. Studiere ich Psychologie oder mache ich lieber eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau? Mache ich ein Gap-Year und fliege um die Welt oder helfe ich beim Aufbau von Schulen in Ost-Afrika? Wir können alles (!) aber dank der FOMO fühlen wir uns umso schlimmer, wenn wir uns auf einen Pfad festlegen.

Gleichzeitig werden einzelne Jobs und ganze Berufsgruppen automatisiert, digitalisiert und wegrationalisiert. Kinder, die heute in die Schule gehen, sollen von ebendiesen für die Zukunft vorbereitet werden. Eine Zukunft, die sich kaum jemand vorstellen kann und schon gar nicht die Bürokraten aus den Lehrbehörden. Selbstlernende Algorithmen (Künstliche Intelligenz im Volksmund) bedrohen die meisten kognitiven Berufsbilder; Robotik wiederum die körperliche Arbeit.

Die Zukunft ist ungewiss und ich habe bis jetzt keinen umfassenden und „zukunftsstabilen“ Ratgeber für junge Menschen bezüglich der Berufswahl gefunden. Also mache ich selber einen.


II. Ratgeber, Übungsplatz und Selbsttest

Ich glaube, wir können viel von Startup-Gründungen lernen und es auf unser Leben anwenden. In diesem Blog werde ich Parallelen zwischen den Herausforderungen ziehen, denen Startups und junge Menschen gegenüberstehen, und versuche die Lean Startup-Prinzipien auf die Bedürfnisse der Generationen Y & Z in Form von Handlungsempfehlungen zu übersetzen. Dabei werde ich auf meine Erfahrungen, die meiner Freunde und Bekannter sowie möglichst viel Expertenwissen in Form von Primär- und Sekundär-Literatur zurückgreifen.

So einiges wird zunächst einmal kontrovers erscheinen und nichts von dem Geschriebenen ist definitiv – alles ist offen für Debatte und konstruktive Kritik. Ich hoffe mit der Zeit die vorgeschlagenen Konzepte zu schärfen und an die Realität der jungen Menschen anzupassen.

Das Ziel von ich startup ist, jungen Menschen zu helfen, ihren Weg zu finden und dabei einige Prinzipien der Wirtschaft und Unternehmensgründung zu lernen.

Gleichzeitig ist es für mich ein Übungsplatz und Selbsttest zugleich, bei dem ich Folgendes lernen und vertiefen werde:

  • die Kunst des Schreibens und klarer Gedankenformulierung
  • WordPress
  • SEO (Search Engine Optimisation)
  • SEM (Search Engine Marketing)
  • SMM (Social Media Marketing)
  • Brand Building
  • Google Analytics
  • Startup Strategien
  • Customer Development
  • Unterstützung junger Menschen bei der Berufswahl

III. Annahmen und Definitionen

Ich werde jetzt die erste Parallele zwischen Startups bzw. Unternehmen im allgemeinen und Menschen als Individuen ziehen. Dabei treffe ich zwei Annahmen, die ich in den nächsten Tagen und Posts genauer erklären werde:

(1) Unternehmen = Individuum und

(2) Kunde = Arbeit-/Geldgeber.

Weil in unserem System meistens gilt, dass Arbeit gleich Geld ist, werde ich in Zukunft einfachheitshalber von Arbeitgebern als unseren Kunden sprechen. (Selbst wenn es in einem Beruf keinen klassischen Arbeitgeber gibt, sondern vllt. einen Auftraggeber, aber dazu mehr in der Zukunft 😉

Diese Annahmen sind wichtig, weil sie uns erlauben, praktischen Empfehlungen der Lean Startup-Bewegung auf die Berufswahl und den persönlichen Werdegang junger Menschen anzuwenden.

Eigentlich müsste man sowohl diese beiden Annahmen als auch die weiter unten beschriebene Parallele gleichzeitig beschreiben aber dafür wird der Post zu lang.

Damit wir alle auf der gleichen Seite sind, müssen zusätzlich immer wieder Begriffe und Konzepte erklärt werden, die den BWLern und VWLern als selbstverständlich erscheinen werden. Durch zahlreiche Unterhaltungen habe ich aber gemerkt, dass diese den WiWis als grundsätzlich erscheinende Konzepte vielen Menschen unbekannt sind:

Güter

  • Ware ≠ Dienstleistung
  • Ware = materielles Gut (z.B. Buch, Stift, Tiefkühlpizza)
  • Dienstleistung = immaterielles Gut (z.B. Taxifahrt, Frisörbesuch, Hilfe im Haushalt)

(Genauere Definition von Dienstleistungen findest du hier.)

Daher folgt: Unternehmen produzieren Güter. Diese Güter haben verschiedene Eigenschaften und Funktionen (Features).

Ich werde versuchen, in Zukunft weitestgehend nicht mehr von Waren und Dienstleistungen, sondern einfachheitshalber von Gütern zu sprechen.

Wert und Preis

Um ein Gut an einen Kunden verkaufen zu können, muss es für den Kunden einen Wert besitzen. Dieser Wert muss mindestens so hoch sein wie der Preis.

Beispiel: Der Preis eines Rucksacks ist 100€. Wenn es ein toller Rucksack ist und ich bereit wäre, dafür 150€ auszugeben, so empfinde ich den Preis von 100€ als ein Schnäppchen und kaufe den Rucksack. Wenn ich denke, dass dieser Rucksack genau 100€ wert ist, dann kaufe ich ihn auch. Wenn ich aber denke, dass der Rucksack maximal 70€ wert ist, so kaufe ich ihn nicht. In dem Fall wäre der Geldwert des Rucksacks für mich geringer als der Preis und es wird keine Transaktion stattfinden.

Der Wert für den Kunden muss größer als oder mindestens so hoch sein wie der verlangte Preis!

IV. Parallele Nr. 1 – Gut = Skillset

Da wir jetzt wissen, was ein Gut, dessen Wert und Preis sind, würde ich die folgende Parallele vorschlagen. Genauso wie ein Gut bestimmte Eigenschaften und Funktionen besitzt, so haben wir Menschen auch Eigenschaften und Fähigkeiten. Diese Features ergeben am Ende unseren Skillset.

Unser individuelles Gut ist unser Skillset.

Wieder einmal werde ich einfachheitshalber in Zukunft das Wort Skillset benutzen, weil es in einem Wort die individuelle Zusammensetzung unserer Fähigkeiten, Eigenschaften, Kompetenzen und Geschicke beschreibt.

Der Wert eines Guts erwächst aus dem Nutzen, den der Kunde aus dem Gut zieht. Genauso erwächst der Wert unseres Skillsets aus dem Nutzen, den unser potentieller Arbeitgeber in unseren Fähigkeiten sieht bzw. der Arbeitsleistung die wir voraussichtlich erbringen werden.

Der Wert unseres Skillsets ist der Nutzen aus der Sicht des Arbeitgebers.

Kunden bezahlen einen Preis für ein Gut. Genauso bezahlen Arbeitgeber ein Gehalt für erbrachte Arbeitsleistung.

Der Preis unseres Skillsets ist unser Gehalt.

Kombiniert man diese Folgerungen mit dem grundsätzlichen wirtschaftlichen Konzept, dass der Wert für den Kunden größer als oder mindestens so hoch wie der verlangte Preis sein muss, kommen wir zu dem logischen Schluss:

Ein Unternehmen bekommt einen Preis für ein Gut. Dabei hat der Kunde einen Nutzen vom Gut, der für ihn mindestens den Preis wert ist.

Wir verdienen unser Gehalt mit unserem Skillset. Dabei erbringen wir dem Arbeitgeber eine Leistung, die ihm mindestens das Gehalt wert sein muss.


Diese Herleitung hat etwas gedauert aber sie ist sehr wichtig und einer der drei grundlegenden Bausteine für das meiste, womit sich dieser Blog beschäftigen wird. In den folgenden Tagen werde ich die folgenden Annahmen erklären und Parallelen ziehen:

Unternehmen = Individuum & Kunde = Geld-/Arbeitgeber

Weitere Themen werden sein:

  • Feature < Produkt < Unternehmen
  • Unfair advantage
  • Unique Value Proposition
  • Lösungs- vs. Problemorientierung
  • Kanäle
  • Investoren und weitere Stakeholder
  • Key Metrics
  • Umsatz / Revenue Streams
  • Kosten
  • Lean Canvas vs. Business Model Canvas

Anmerkungen, Kritik, Beispiele und Kommentare kannst du gerne entweder über diese Webseite oder am besten per Email an ichstartup@gmail.com senden

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis bald!

TB


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in Bearbeitung…
Perfekt! Du bist auf der Liste 😀

1 Kommentar zu „#1 – Parallelen“

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